Entwicklung neuer Services: Interview mit Tyler Mahn Jones

19.03.2024

FLOCERT ist der namhafte weltweite Zertifizierer für Fairtrade. Kürzlich hat das Unternehmen sein Spektrum um Prüfungs- und Assurance-Leistungen für ethische Geschäftspraktiken erweitert. Tyler Mahn Jones, Director Business Relations bei FLOCERT, erläutert, warum das Unternehmen jetzt diese neuen Services anbietet, und gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Entwicklungsprozesses.

 

FLOCERT führt seit mehr als 20 Jahren FLOCERT-Zertifizierungen durch. Warum schlägt das Unternehmen jetzt mit der Entwicklung von Produkten und Services neue Wege ein?

TMJ: Im Laufe der Jahre haben wir verschiedene Services entwickelt, um Arbeiter*innen und Produzent*innen zu unterstützen und einen faireren Handel in globalen Lieferketten zu fördern. Zu unseren Services zählen die seit 2003 aufgebaute Fairtrade-Zertifizierung, maßgeschneiderte Verifizierung für Kodizes und unternehmenseigene Nachhaltigkeitsprogramme sowie weitere Leistungen die wir pilotiert haben. Was uns jedoch heute auszeichnet, ist, dass wir von einem reaktiven zu einem proaktiven Ansatz übergegangen sind, der sicherstellt, dass unsere Dienstleistungen zur Förderung unserer Mission beitragen und für unsere Kunden und FLOCERT wirtschaftlich sinnvoll sind. Wir haben unseren Werkzeugkasten und unsere Expertise erweitert, um neue Trends im Nachhaltigkeitsmarkt aufgreifen zu können. Mit qualitativ hochwertigen Assurance-Leistungen können wir unsere Kund*innen dabei unterstützen, ihre gesetzlich vorgeschriebenen Sorgfaltspflichten in Europa und vielen anderen Regionen zu erfüllen. Trotz dieser Änderungen halten wir an unserer zentralen Vision fest, Arbeiter*innen und Produzent*innen zu unterstützen und einen faireren Handel in globalen Lieferketten zu fördern.  

 

Setzt FLOCERT mit diesen neuen Services nicht seine starke Verbundenheit mit der Fairtrade-Mission aufs Spiel?

TMJ: Die starke Bindung zwischen FLOCERT und der Fairtrade-Mission ist der wesentliche Unterschied zu anderen Zertifizierungsstellen. Die Mission von Fairtrade besteht darin, Produzent*innen und Verbraucher*innen zusammenzubringen, faire Handelsbedingungen zu fördern und Produzent*innen im Kampf gegen Armut, bei der Stärkung ihrer Position und ihrem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen. FLOCERT hat sich dieser Mission verschrieben und in den letzten 20 Jahren darauf hingearbeitet. Im Zuge sozialer, ökologischer und technologischer Veränderungen kamen wir zu dem Schluss, dass diese Mission nur mit neuen Tools und Methoden weiter vorangetrieben werden kann. Aus diesem Grund entwickeln und unterhalten wir eine Reihe von Services, die Unternehmen weltweit einen faireren und nachhaltigeren Handel ermöglichen.

 

Wo steht FLOCERT aktuell in seinem Entwicklungsprozess für neue Services? Welche Zielgruppe wird angesprochen und wie sieht der zeitliche Rahmen aus?

TMJ: Wie bereits erwähnt, stützt sich der Eentwicklungsprozess, den wir derzeit implementieren, auf bewährte Vorgehensweisen der Branche und wurde mithilfe von FLOCERT-Expert*innen auf die Arbeitsweise von FLOCERT angepasst. Der Prozess wurde Ende letzten Jahres offiziell für das gesamte Unternehmen gestartet. Derzeit entwickeln wir daraus ein passendes Programm, das uns als Anleitung bei der Ideenfindung und Entwicklung neuer Services dienen soll. Wir werden Erkenntnisse die wir während dieses Prozesses sammeln, einfließen lassen, um sicherzustellen, dass der Prozess geeignet und relevant ist und bleibt und den Anforderungen von FLOCERT und seinen Kund*innen entspricht. Als erstes konkretes Ergebnis dieses Prozesses haben wir gerade unseren neuen Service „Living Wage SmartCheck” an den Start gebracht. Dieser hilft Unternehmen dabei, existenzsichernde Löhne in ihrer Lieferkette umzusetzen.

 

Welche zentralen Erkenntnisse wurden aus den ersten Entwicklungen neuer Services gewonnen?

TMJ: Wir haben bereits festgestellt, dass ein klarer und unkomplizierter Prozess, der die Stimmen aktueller und potenzieller Kunden einbezieht, unseren Teams hilft, sich zu orientieren, und zu Dienstleistungen führt, die unseren Kunden einen Mehrwert bieten. Bei der Entwicklung unserer Produkte und Services wird deutlich, dass wir immer noch etwas dazulernen können. Unser Team ist aber hoch motiviert und hat den neuen Prozess gerne angenommen, sodass wir bereits in den frühen Phasen exzellente Fortschritte machen. Im Hinblick auf den Inhalt der Services nutzen wir selbstverständlich unsere Expertise als Assurance-Anbieter im Nachhaltigkeitsbereich, um z. B. Services anzubieten, die Unternehmen bei der Einhaltung der kommenden Due-Diligence-Gesetzgebung helfen. Aus diesem Grund machen wir uns zurzeit mit Gesetzen wie der EU-Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD), der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte und den Modern Slavery Acts im Vereinigten Königreich und in Kanada vertraut.

 

Was bedeutet das für Fairtrade-Kund*innen?

TMJ: Wir möchten Services entwickeln, die die Fairtrade-Zertifizierung ergänzen und für unsere Bestands- und zukünftigen Kund*innen einen Mehrwert bedeuten. Damit wir die Anforderungen der Fairtrade-zertifizierten Kund*innen bestmöglich erfüllen können, brauchen wir einen direkten Draht zu ihnen. Möglich wird dies durch Feedback und Befragungen. Wir freuen uns darum auch, wenn auch sie uns Ihre Bedürfnisse und Erkenntnisse unter business@flocert.net mitteilen.

Fairtrade
Fairtrade bezieht sich auf alle oder einen Teil der Tätigkeiten von Fairtrade International eV, FLOCERT, Fairtrade-Produzent*innennetzwerken, …
Schließen Sie
Produzent
Der Begriff Produzen bezieht sich auf alle Arten von Produzentenorganisationen, wie sie in den Fairtrade-Standards aufgeführt sind: …
Schließen Sie
Über die Autorin

Tyler Mahn Jones

Tyler Mahn Jones ist Director Business Relations bei FLOCERT. In ihrer Kindheit hat sie immer davon geträumt, Trainerin in der amerikanischen Basketball-Profiliga der Frauen zu werden. Heute coacht sie in ihrer Freizeit die Basketballspiele ihres Sohnes von der Tribüne aus.